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["GERTRUDE MOSER-WAGNER: KUNST VOR ORT - ORT VOR WORT - WORT VOR KUNST"]
["ILLIMITE: Gertrude Moser-Wagner: TUTT'UNO"]
"ILLIMITE" Seit Anfang der Neunzigerjahre besteht ein intensiver Austausch zwischen oesterreichischen und italienischen Kuenstlerinnen auf dem Gebiet von Skulptur, Malerei, Installation, Literatur, Video-, Foto- und Projektkunst, der sich in regelmaessigen Symposien und Ausstellungen niederschlaegt. Der Kern (Bove aus Viaregglo, Forese aus Mailand und Moser-Wagner aus Wien) formierte sich 1991 bei einem geladenen Symposlum zu Kunst und Wissenschaft am Vulkan Stromboli. In der Folge hat sich der Freundeskreis zu einer Gruppe erweitert. Jaehrlicher Treffpunkt sind die Oster-Symposien im Signum von "Osmosi", deren Organisation sich die Mitglieder der Gruppe teilen, wobei neue Orte, Gastgeber und GŠste das Feld der Auseinandersetzung kontinulerlich mitstrukturieren. Die nachfolgenden Ausstellungen in professionellen Kunstraeumen bieten Anlass zur Diskussion aktueller Positionen zeitgenoessischer Kunst zweier Nachbarlaender. "ILLIMITE" das Thema von 1997 ist ein Kunstwort, es beinhaltet IL LIMITE (die Grenze) und verweist auf ILLIMITATO (unbegrenzt), eine "Aufschliessung" also und dies in mehrfacher Hinsicht. Die beiden Orte der diesjaehrigen Ausstellung, jener in Italien (Baluardo di San Paolino, Lucca) und dieser in Oesterreich (Galerie am Moelkersteig, Wien) sind beide Teil einer historischen Stadtmauer, eines Bollwerks, sind ein Limes, eine Schutzmauer nach aussen. Entgrenzung war immer schon der genuine Anspruch von Kunst, der Avantgarde-Begriff beinhaltet diese Tendenz woertlich. Kunst beansprucht aber auch das Schaffen einer eigenen Zone, einer eigenen Grammatik, ihr Werkbegriff ist Abgrenzung und Setzung, die notwendige Entscheidung innerhalb einer Vielzahl von Moeglichkeiten. Erster Impuls ist meistens eine AufschlieBung im Sinne der Kultivierung von Neuland. Es ist der Forschertrieb, ein experimenteller Impetus, der die Kunst als einen Prozess ausloest. Entgrenzend schaffl sie sich ein eigenes Terrain und ist gleichzeitig bei sich und ausserhalb. "ILLIMITE" ist auch Gradmesser der AufschlieBung innerhalb der Kuenstlergruppe, erstmals wird die Anzahl der Frauen und Maenner beinahe ausgewogen sein. Mit zwoelf Teilnehmerinnen ist auch IL LIMITE, der numerische Plafond erreicht, und es wird spannend sein, die neue Dynamik zu erleben und ihr Ergebnis zu beobachten.
Gertrude Moser-Wagner: "TUTT'UNO" Arbeit aus der Serie ALLES/ETWAS fuer das Baluardo di San Paolino, Lucca. Die Arbeit entstand im Zusammenhang von ILLIMITE beim 6. Kunstsymposlum oesterreichischer und italienischer KuenstlerInnen, Lucca, Maerz 1997. TUTT'UNO ist eine Fortsetzung der 1995 begonnenen Serie ALLES/ETWAS, welche Sprache zum Ausgangspunkt fuer die Darstellung von Verhaeltnis und Zuordnung nimmt, und diesen Umstand gegebenenfalls an verschiedene Traeger von Sprache ueberantwortet. Dabei ist die Konstellation und Kontingenz der Sprachpartikel ein wichtiger Anla§ der Fortschreibung von Inhalt. Ein Konzept wird sozusagen an einen Zufall delegiert um somit genau beobachtet, kommentiert und (re)konstrulert zu werden. Dieses Verfahren findet sich auch bei andereren Arbeiten der KuenstIerin. TUTTO und UNO ist mit wei§er Farbe auf das Fell zweier Pferde aufgesprueht. Die beiden Pferde befinden sich frei und ohne erkennbare Funktion auf einem Olivenhain nahe Lucca. Sie sind fuer einen Tag lang in die kuenstlerische Funktion als Traeger zweier Worte eingebunden und bestimmen durch ihr Zueinander das Begriffspaar und das Verhaeltnis von ALLES und ETWAS. Sie modifizieren TUTT'UNO, was im Italienischen, so gelesen, ãEIN UND DASSELBEÒ hei§t: Die Tagesbeobachtung der so bezeichneten Tiere wird woertlich, fotografisch und video-technisch protokolliert. Fuer die Ausstellung im Baluardo di San Paolino von Lucca, welche sieben Tage dauert, sind sieben ausgewŠhlte Pferdekonstellationen, also sieben Verhaeltnisse von TUTTO und UNO konstatiert. Als taeglich neuer Textkommentar und als taeglich neue Diaprojektion erscheinen sie auf den Waenden des Bollwerks.