datenstrukturen: Otto Muehl im Leopold Museum Wien"
Vorwort comartgraz ist ein Verein, der sich seit 1995 zur Aufgabe gemacht hat, kuenstlerische Spurensicherung zu betreiben. Dieser kriminologische Ansatz in der Kunst, der auf den Wahlfranzosen Guenter Metken zurueckgeht, passt fuer das Lebenswerk des 85-jaehrigen Kuenstler Otto Muehl perfekt. Die Rueckschau im Museum Leopold mit mehr als 200 Hauptwerken, die in der Kommune-Zeit der 1970-80er in Burgenland entstanden sind, und allesamt direkt aus der Sammlung Leopold stammen, ist einzigartig. Zum ersten Mal wird das umstrittene Lebenswerk des Wiener Aktionisten Otto Muehl umfassend oeffentlich praesentiert. Der Diskurs Ÿber die menschlichen und kuenstlerischen Grenzueberschreitungen sind voll im Gange. Sein Werk erfuhr durch die strafrechtliche Verurteilung (Muehl war sieben Jahre im Gefaengnis) einer Korrektur durch den Staat. Muehl ist nach seinem Freiheitsentzug nach Portugal ausgewandert und hat dort wiederum eine Kommune gegruendet. Das Archiv Otto Muehl leitet dort Frau Daniele Roussel, die den Kuenstler auch bei der Eroeffnung der Ausstellung nach aussen hin vertritt. In einem offenen Brief distanziert sich Muehl zu Beginn der Leopold-Ausstellung von seinen Untaten und entschuldigt sich fuer moegliche Verletzungen, die er Kommune-Mitgliedern angetan hat. Ist der boese Wolf von damals zahm geworden? Fuerchtet sich ueberhaupt noch jemand vor einem boesen Wolf, wenn seine Arbeiten musealen Rang geniessen? Allerdings. Bei der Praesentation der Arbeiten ist der Kurator, Sammlersohn und Therapeut Diethard Leopold vorsichtig. Die Arbeiten Muehls unter dem euphemistischen Titel Unfaelle im Haushalt sind nur zum Teil zu sehen. Sie sind weiterhin unter Verschluss. Auch alle anderen Vertreter des Wiener Aktionismus wie Schwarzkogler, Nitsch und Brus sind nunmehr international anerkannte Groessen und geradezu musealisiert. So sei dem unverwuestlichen 0tto Muehl mit seinem kontroversen Oeuvre spaete Ehre vergoennt. Eine kuenstlerischen Blick in das Schaffenswerk von Otto Muehl sehen Sie unter http://kultur.wkstmk.comart/comart.htm. Dank ergeht an das Leopold Museum, insbesonders an Dr. Diethard Leopold und an Daniele Roussel als Leiterin des Archivs Otto Muehl in Portugal. Mag. Ingrid Moschik
|