Vorwort
Ein regnerischer Tag in Wien. Ein historizistischer Platz, ein historizistisches Haus.
Die Akademie der bildenden Kuenste. 14 Uhr. Im Bewu§tsein: "bitte waehrend der Vortraege nicht fotografieren"
und ansonsten: "und wenn schon, dann ohne Blitz" - laut telefonischer Auskunft von Frau Beer
von der Oeffentlichkeitsarbeit der Akademie am Schillerplatz.
Endlich eingetroffen: in der historizistischen Aula eine Menge Leute,
die meisten wahrscheinlich Kuenstler und KunstManager. Im Festsaal dann die grosse
Versammlung Plattform1_Dokumenta11 mit laufendem Vortraegen. 2 Fotos ohne Blitz. Oh Gott wie langweilig.
Aber da. Soeben faellt mir eine komlpett in Weiss gekleidete Gestalt auf
- sitzend zwischen den maechtigen historizistischen Marmorsaeulen. Erinnert an den "Wiener Spaziergang"
von Gnther Brus in den 1960er Jahren hinterfrage ich sein Aeu§eres. ARTISTshow lautet die Aufschrift
auf dem Ruecken. Kahl geschoren, weisse Glatze und kuenstlerisch gestaltete Brillen, aber alles in Weiss.
Zwischen seinen Fuessen eine Plastiktasche.
Eine interessante Erscheinung. Einer, der auch dazugehoert?
Oder wie ich spaeter erfahre, einmal dazugehoerte, und zwar als ehemaliger Rainer-Student.
Wir treffen dann auch Gertrude Moser-Wagner, damals Assistentin der Rainer-Klasse
und Davis O. Nejo von Cross Cultural Communication.
Darauf ein Shooting am Vorplatz der Akademie. Ersteigen der KunstDenkmaeler.
Es macht Spass. Nach einer Pause im AkademieCafe Aufbruch in die Wiener Innenstadt.
Noch bevor wir die die historizistishen Raeumlichkeiten der Akademie verlassen, wird Norbert Fasching,
so heisst der Performer von Eltern eines kuenftigen KunstStudenten gefragt, wie man es doch schaffen koennte,
in eine der KunstKlassen hineinzukommen. Und der Mann im weissen Anzug legt los - laut und lauter:
"Allen Studenten wuensche ich freien Zugang zur Akademie!Ň.
Aufgeregt kommen zwei Aufsichtpersonen daher, um Nachschau zu halten,
was denn los sei. Das stoere den Vortrag! Wir sind daraufhin auch schnell in der naechsten U-Bahnstation
am Karlsplatz entschwunden, wo der weisse ARTISTshowman auch dem Mann auf der Strasse gezeigt hat,
was er kann. Im anbetracht der fortgeschrittenen Zeit verabschiedete ich mich von meinem lebendem Kunstwerk.
Dank an Ihm und seine Idee der Intervention an einer Institution. Ein Beitrag zur
documenta 11. Ich habe die Chance gehabt, dies fotographisch festzuhalten und gebe diesen Beitrag nun
ffentlich zugnglich ins Netz unter kultur/wkstmk.at/comart/comart.htm.
Ingrid Moschik, Graz 2001.04.09